Vor einigen Jahren musste ich mir das Großprojekt “Ich will meine Küche mal wieder zum Kochen nutzen” noch mühsam vornehmen.
Damals wurde dort nur der morgendliche Kaffee zubereitet und vielleicht das sonntägliche Rührei.
Ansonsten verkümmerte meine Küche zu einem leblosen Raum, in dem während der Woche Dinge sinnlos irgendwohin gestapelt und am Wochenende in die Spülmaschine gestellt wurden. Gegessen wurde entweder auswärts oder vom Bestelldienst.
Seit ich aus Italien wieder da bin, koche ich fast täglich. Mal nach Rezept, mal nach Schnauze, aber immer mit ganz viel Spaß, auch wenn es stundenlanges In-der-Küche-Stehen beinhaltet. Ich habe in meinem ganzen Leben nicht so viel gekocht wie in diesen letzten drei Wochen. Das geht sogar so weit, dass Kalli, die Besitzerin unseres Stammgriechen Kalliopea, heute bei mir anrief, um nachzufragen, ob mit uns alles in Ordnung ist, wir hätten uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
Ich koche also. Ich koche gern. Und ich koche nicht ganz schlecht, wenn ich meinem eigenen Gaumen und den Lobpreisungen des Mannes Glauben schenken darf. Aber eine Frage bleibt: koche ich wirklich? KANN ich kochen? Was IST Kochen überhaupt?
Vor einigen Monaten wollte Isa das Pastinakenbrot nachkochen, das Anke gepostet hatte. Sie hatte aber keine Pastinaken, sondern nur Möhren im Haus, und statt Parmesan nur Berkäse, also fragte sie auf Facebook, ob man das Brot trotzdem noch backen könne. Es war eine dieser Radio Eriwan-Fragen. “Ist es wahr, dass Genosse Jewgenji ein Auto geschenkt bekommen hat?
Jamie
Da muss ich auch mal wieder hin. Zusammen?
pjebsen
Ausnahmen bestätigen die Regel. Herr Wong, der Gastgeber meines Lieblings-China-Restaurants in Hamburg (Golden, Wartenau 4, Eilbek), kann definitiv kochen (das bestätigt mir auch eine deutsch-chinesische Freundin, die sich logischerweise sehr viel besser in den lokalen Feinheiten auskennt als ich). Da er aber meist nur in die Küche hochsteigt, wenn ihn ein Kreativitätsschwall inspiriert, kann er seine Schöpfungen Tage/Wochen später selten in ähnlicher Form reproduzieren.
Ist mir/uns aber auch egal: Ich esse lieber einmal etwas außergewöhnlich Leckeres, was sich so nicht wiederholen lässt (warum auch immer), als mich nur auf Verlässliches von der regulären Speisekarte zu beschränken.
Als “Versuchskaninchen” von Wong hatte ich auch schon Speisen, die ich freiwillig nicht noch mal bestellen würde – es war aber immer spannend.
Jamie
Was ich immer wieder feststelle: Abschmecken ist nicht gleich Abschmecken. Zum einen ist es die Fähigkeit zu merken, “schmeckt mir das oder nicht”, zum anderen aber vor allem die Fähigkeit, das Geschmeckte und für lecker Befundene auch für die Zukunft reproduzieren zu können. *DAS* geht schon eher in Richtung “Kochen”.
pjebsen
Re: “Zubereiten vs. Kochen” – Ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte. Beim “Zubereiten” ist es mit Lesen nicht getan (wie es die entfernte Bekannte behauptet). Zum einen können Rezepte Fehler enthalten, die man bei deppertem Lesen übersieht. Und wenn du bei Gerichten, die du gern “zubereiten” möchtest, keine persönlichen Präferenzen hast, wird ebenfalls nichts Vernünftiges draus.
Ich bin davon überzeugt, dass GenießerInnen, die über ein breites geschmackliches Erfahrungsspektrum verfügen, auch beim Selber-“Zubereiten” das Wichtigste draufhaben dürften: nämlich die Fähigkeit zum Abschmecken. Sie wissen ja auch in Restaurants, was ihnen mundet.
Mir persönlich fehlt in der Küche mangels umfassender Erfahrung das Handwerkzeug, das es mir ermöglichen würde, mit beliebigen Zutaten irgendetwas Schmackhaftes zurechtzuzaubern. Bei Gerichten, die ich besonders mag oder die meine Experimentierfreude wecken, habe ich jedoch den Ehrgeiz, sie nicht nur