Meine Gemüsekiste kam an einem Mittwoch.
Nun ja, das tun sie alle, zumindest wenn sie vom Gut Wulksfelde kommen, aber meine kam überraschend, weil ich vergessen hatte, wann genau der Termin war. Und da ich das vergessen hatte, war ich vorher noch einkaufen und hatte zwei formschöne Hokkaido-Kürbisse und einen Butternut gekauft.
Klar, was jetzt kommt. NA-TÜR-LICH war in der Gemüsekiste ein Hokkaido drin.
“Was macht man, wenn man gefühlt eine Tonne Kürbis im Haus hat?” fragte ich auf Twitter und erhielt mehr oder weniger ernstgemeinte Antworten. Eine davon war von Paul: “Butternut mit dem Sparschäler zerschälen. In Chili, Zitronenschale, Salz, Pfeffer und Olivenöl einlegen. Saulecker, auch auf Brot.” Das klang sehr interessant, aber ich war in dem Moment mehr auf der Suche nach einer Hauptmahlzeit als nach einem Antipasto. Deshalb verwarf ich auch die Idee der Kürbiscremesuppe, die ich sonst immer daraus koche und machte mich auf die Suche nach einem Raviolirezept. Mit Ricotta und Kürbis. Ich fand… den kleinen Kuriositätenladen, den ich mir gleich in die Foodie-Liste speicherte.
Ricotta-Kürbis-Ravioli
Ravioliteig:
An meine Nudeln lasse ich nur Wasser und… Semolina. Gekauft im Versand bei Gustini, hätte es sicher auch bei Andronaco gegeben, aber da hätte ich ja erst hinfahren müssen: Hartweizenmehl, nicht Grieß, auf die Feinheit müssen wir schon achten. Auf meiner Packung steht “Semola di grano duro rimacinata”, also wiedergemahlen. Genauso sieht’s auch aus. Wie feiner Blütenstaub.
Gewünschte Menge Mehl mit soviel Wasser mischen und kneten, bis ein elastischer Teig entsteht. Kein Ei, kein Öl, kein Salz. In Gragnano machen sie das auch so. Wenn der Teig zu weich/flüssig ist, Mehl nachkippen. Ist er zu trocken… guess what.
Teig in Plastikfolie wickeln und eine Stunde im Kühlschrank stehen lassen. Varianten: bei Zimmertemperatur und/oder nur eine halbe Stunde. Ich hatte die Zeit.
Ricotta-Kürbis-Füllung:
Einen Hokkaido waschen, putzen, entkernen und in Spalten schneiden. Spalten im vorgeheizten Backofen bei 180°C für ca 30-40 Minuten backen. Den Hokkaido schält man nicht, die Schale wird beim Verarbeiten eins mit dem Kürbisfleisch und schmeckt wunderbar, vor allem aus dem Ofen.
Die Kürbisspalten mit einem Stabmixer pürieren (evtl. braucht man einen Minischluck Brühe zum Pürieren) und dann mit Ricotta (bei mir war es eine halbe Packung, also ca 125 g), Salz, Pfeffer, Muskat und, wenn man mag, frisch geriebenem Ingwer und durchgepresstem Knoblauch mischen.
Ravioli:
Nudelteig auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und mit einer runden Ausstechform (ich hatte einen Whisky-Tumbler) Kreise ausstechen.
In jeden Kreis einen Klecks von der Füllung geben, die Ränder mit leicht geschlagenem Eiweiß bestreichen, Teigkreise zu Halbmonden zuklappen, vorsichtig die Luft rausdrücken und die Ränder ordentlich fest zusammenpressen. Ravioli auf einem bemehlten Küchentuch abstellen, bis man den gesamten Teig verarbeitet hat.
Am Ende bleiben Teigreste übrig. Die habe ich zusammengeknetet und erneut dünn ausgerollt. Dann habe ich auf der halben Teigfläche in Abständen Füllungskleckse gegeben, Eiweiß um die Füllungen gestrichen, die andere Teighälfte drübergeklappt, festgedrückt und zwischen den Füllungsklecksen den Teig zerschnitten. Diese waren natürlich keine Halbmonde mehr, sondern Polygone.
In siedendem Salzwasser kochen, bis sie an die Oberfläche steigen.
Salbeibutter:
In der Zwischenzeit Butter in einer Pfanne erhitzen und aufschäumen lassen. Salbeiblätter in der heißen Butter frittieren.
Fertige Ravioli in der Butter schwenken. Dafür braucht man eine große Pfanne. Ich hatte nur eine kleine für die Butter genommen, deshalb musste ich meine Salbeibutter über die Ravioli geben.
Mamma mia, war das lecker! Allerdings, wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass das vielleicht gar keine Ravioli waren (die Italiener sind ja beim Verhältnis zwischen Nudelform und -namen sehr eigen), sondern Capelletti. Nu ja.
Was mir außerdem noch aufgefallen ist: Wenn man den Teig zu dünn ausrollt, ist die Gefahr, dass die Füllung durch den Teig platzt, relativ groß, vor allem beim Kochen. Meine zweite Fuhre wurde entsprechend dicker ausgerollt. Allerdings, und da weiß ich noch keinen Rat, weiß ich nicht genau, wie man einen größere Menge Füllung in den Teigkreis kriegt, weil beim Zuklappen Füllung an den Seiten rausquillt. Und noch größer wollte ich die Dinger nicht machen, sie wurden beim Kochen ja schon riesig. Hmm, da arbeite ich noch dran…
Und vielleicht kaufe ich mir irgendwann mal so eine schöne Ravioliform. Oder zumindest einen gezackten Pizzaschneider. Oder auch nicht, scheint ja auch ohne zu gehen.
Und ja, ich weiß, dass meine Fotos keinen Blumentopf gewinnen…
Onny
Hallo Ina,
ich schau’ hier immer kurz vorbei, wenn ich Ravioli mache.
Danke für das Rezept.
Leider kann ich schon länger nichts mehr von dir lesen und
hoffe, es geht dir soweit gut.
Beste Grüße in den Norden – von mir aus gesehen
Onny
Nikana
Das werde ich auf jeden Fall tun. Ich mache es auch lieber nach dem traditionellen Rezept, mit Ei im Nudelteig klingt es so nach Maultaschen. ;-)
Jamie
Normales Mehl, dann allerdings mit Ei (ein Ei pro 100g Mehl) geht auch.
Berichte mal, wie es dir gelungen ist!
Nikana
Ui, das klingt sehr gut. Danke für dieses Rezept! Das muss ich demnächst unbedingt ausprobieren, ich bin im Moment ohnehin im Kürbisfieber. Schade, dass ich weder Hartweizenmehl noch Ricotta im Haus habe, sonst würde ich das direkt morgen kochen.