Da war ich also wieder auf Helgoland, mitlerweile bereits zum vierten Mal. Ich könnt mich dran gewöhnen.
Ich liebe diese Jeveroptik. Dieses Blau von Himmel und Meer, gepaart mit dem Weiß des Sandes, den Sprenkeln blassen Sträuchergrüns und dem Rot-Weiß des Leuchtturms. Und dazu die hochstehende gleißend-gelbe Sonne. Ich spreche von dem endgültigen optischen Overkill. Düne, kurz vorm Dünenrestaurant, wenn man — ermattet von der Robbenschau und dem ungeübten Wandern auf Sand und Kies — sich in einen Terrassenstuhl fallen lässt, um sich, je nach Körper- und Umgebungstemperatur, ein kühlendes Jever oder einen wärmenden Kakao zu bestellen.
Spannend, diese Insel. Ich meine, eigentlich *schulterzuck* ist da ja nicht viel. Viel los schon mal gar nicht. Die Touris kommen im Sommer zuhauf, latschen in Grüppchen übers Oberland, machen Oooh und Aaah und Fotos von den Basstölpeln, kaufen auf dem Unterland ihren zollfreien Fusel und fahren mit der 16-Uhr-Fäääääääähre wieder ab. Und im Winter wird alles wieder auf Vordermann gebracht, die Unterkünfte poliert, die Fassaden in bunten Farben gestrichen, die Vorräte aufgefüllt. Damit im Frühjahr die Touris nicht mit leeren Taschen wieder wegmüssen. Und dann geht das Ganze von vorne los. Fusel-Zyklus des Grauens. Und dann diese Sechzigerjahreoptik, die sie auch noch denkmalgeschützt haben. Weil das ja so unglaublich erhaltenswert ist, die paar Bretterbuden am Hafen und an der Einkaufsmeile. *kicher*
Und dennoch. Der Faszination dieser Insel kann man sich schwer entziehen. Ich muss einfach jedes Jahr aufs Neue wieder hin. Auch wenn ich meist ganz genau weiß, was mich erwartet. Aber dieses Licht, diese frische Seeluft, diese Farben… atemberaubend.
Selbst bei naja-igem Wetter.
Und diese Robben! Quieeeeeek! Tho thüth!
Normalerweise halte ich mich an mein Rudel. Aber diesmal war mir nach dem wärmenden Kakao im Dünenrestaurant nach ein paar Schritten allein. Was sich als Glücksgriff erwies, denn so entdeckte ich, von dessen Existenz ich keine Ahnung hatte: den Ententeich. Welch ungeahntes Idyll.
Was ich schon wieder nicht getan habe: Sanddorngrog trinken. Komisch, dabei wächst das Zeug dort überall.
Na ja, nächstes Mal vielleicht.
Wir waren diesmal am letzten Saisonwochenende dort. Die letzte Fahrt des Katamarans, bevor er in irgendeiner Werft überwintert. Die letzte Fahrt des Jahres, bevor die Stürme über die See peitschen und das Wasser gefriert. Die letzte Fahrt vor Saisonbeginn zu Ostern im nächsten Jahr. Das Wetter war wunderschön, wie immer auf der Insel. Am Freitag ein wenig bewölkt, aber warm und angenehm. Samstag schien die Sonne, unsere Zwiebelschichten flogen beim Dünenspaziergang nach und nach davon. Aber weit im Westen, vor der Küste Großbritanniens, braute sich ein böser Sturm zusammen.
Geplant war das volle Wochenende, Freitag bis Sonntag. Wie immer. Wer hätte ahnen können, dass der Winter dieses Jahr früher einsetzt und uns einen Tag früher heimschickt und den Katamaran mitsamt seiner Besatzung einen Tag früher entlässt? Und so wurde die allerletzte Fahrt des Katamarans am Samstag Morgen abgesagt. Was die ganze Zeit reine Spekulation gewesen war, wurde Gewissheit: wir mussten einen Tag früher abreisen.
Schade, denn es war wie immer toll. Und anstrengend. Und lustig. Und herzerwärmend. Und feucht-fröhlich. Und hachig. Und einfach nur schön. Und nächstes Mal dann bitte wieder ohne Sturm.
Señor Rolando
Diese kleine, miese Düne. Versteckt wirklich alles. Den Ententeich kannte ich jetzt auch noch nicht. Genauso, wie einen sportlich dekadenten Spielplatz, den die Kinder dort aufgetrieben haben. Irre.
(Klar war das toll. Keine Frage.)
Katrin
Und genau deswegen komme ich immer wieder, am liebsten im Dezember, oder Ende November. Wenn nicht sicher ist, ob die angedachte Rückfahrt auch stattfindet, ob man sich vor dem Sturm und Regen verkriecht, sich den Wind um die Nase wehen läßt oder bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein den Robbenbabies zusieht :-)
Markus
Hach.