Beim Anblick meiner wieder aufgewärmten Ratatouille von gestern fällt es mir wie Schuppen von den Augen: das ist ja ghiveci!!!
Mein Mund steht offen, der Jagdinstinkt ist geweckt. Ich setze mich mit der heißen Schale an den Schreibtisch und begebe mich auf eine sprachlich-kulinarische Reise durch die Welt.
ghiveci (Aussprache [gi’vεtʃ]), rumänische Variante des türkischen güveç, ist ein Gemüse-Schmortopf, der mit oder ohne Fleisch zubereitet werden kann. So weit, so gut.
Internationale Varianten:
kapunata in Malta, caponata in Italien (Ha! Kenn ich, hatten wir in Cilento auch!)
piston auf Okzitanisch, pisto auf Spanisch
lecsó auf Ungarisch, lečo auf Tschechisch und Slowakisch, leczo auf Polnisch, ausgesprochen [‘lɛtʃo].
Letzteres kenn ich auch, das gibt’s manchmal in Gläsern zu kaufen. Das erinnert ein bisschen an… ach ja, ajvar! Und das ist sowas ähnliches wie zacusca, oder?
Wikipedia sagt zu Ajvar:
“Ähnliche Zubereitungen sind Ljutenica und Letscho und aus Mazedonien Pindjur (serbisch Pinđur), das immer mit Auberginen und dazu mit Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch hergestellt wird. Die rumänische Variante trägt den Namen Zacuscă; die ungarische Paste Erős Pista ist eher scharf.”
Hierbei ist es wahrscheinlich nur Zufall, dass die ungarische Bezeichnung Ähnlichkeiten mit der spanischen und okzitanischen hat. Pista kommt in diesem Fall von Stefan. Befragen Sie Wiki. Erős Pista im Übrigen ist so ähnlich wie Sambal Oelek und Harissa. Es wird schärfer ;-)
Also, was haben wir noch? Ach ja, die Slawen: sie nennen ihr Gemüsegericht đuveč, das wird mit Reis serviert. Na klar, das gab’s immer bei der Jugo-Kaschemme, in der ich früher immer gegessen hab! Dschuwetsch-Reis. Klangliche Verwandtschaften sind nicht zu übersehen.
Und die Türken haben da noch das himmlische Gericht “Imam bayildi” (den Imam hat’s umgehauen), das entweder eine mit Gemüse gefüllte Aubergine darstellt oder aber einen Gemüse-Schmortopf. Und der ta-daa! wurde zu confit byaldi kombiniert, was Anton Ego im Film Ratatouille unter eben diesem Namen zu einer virtuellen Reise in seine eigene Kindheit veranlasst.
Und so schließt sich der Kreis. Ich bin begeistert.
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Im Grunde besagt dieser Blogpost nichts anderes als: es gibt nichts, was es nicht schon gibt. In diesem Sinne: wohl bekomm’s!
Ursula
Manchmal erschießt einem ein kleiner Gedanke eine ganz neue Welt :-)
LG, Evi