Donner. Ein Thunderstorm hat sich angekündigt. Wir sitzen mollig-warm in unserem Motelzimmer, kämpfen mit einer renitenten Fliege und leeren die Biervorräte. Was immer wir heute getan haben, es hat uns fertiggemacht. Mir bohren sich die Fersensporne direkt ins Gehirn – trotz vor Stunden eingenommener Schmerztabletten. Vielleicht macht’s ja das Bier.
Wir sind in Avalon. Ohne Nebel. Avalon, New Jersey, next to Stone Harbor, das ich immer mit “ou” schreiben will, an der Seven Mile Island, die gleich neben der Five Mile Island liegt. Letztes Mal waren wir auch schon auf der Ecke.
Heute haben wir uns zwei große Handtücher gekauft. Binnen kürzester Zeit waren sie voller Sand. So schnell hab ich noch nie Sand über den Boden rasen sehen. Wie im Film. Kam mir vor wie bei einem Wüstenrennen.
Bisherige Stationen: New York mit einem kurzen Zwischenstopp bei Verwandten in New Jersey. Ein Nachmittag im für die Locals viel zu kalten Pool (Memmen, 25°!) und später entspannte Grillade irgendwo mitten im Jersey’schen Nichts. Abends zurück in den großen Apfel. Wohnen am Times Square, das uns irgendwann zu laut, zu voll, zu hell, zu heftig, zu… wird. Nach fünf Tagen endlich time to leave. Auch wenn das fast nicht möglich erscheint. Love it and hate it.
History repeats itself: auch vor drei Jahren hetzten wir mit dem frisch gemieteten Auto die 8th Avenue nach Norden, um einen Blick in den Central Park zu werfen, für den davor keine Zeit war. Diesmal gönnen wir uns einen tieferen Einblick, besuchen das Jackie Onassis Reservoir und hauen uns für eine Viertelstunde unter einen Baum, Arme glücklich unter den Kopf, Grinsen im Gesicht. Puh, heiß ist es. Und schwül. Die Hose klebt am Bein, warum nochmal hab ich Jeans an?
Die Fahrt auf der I-95 ist wie immer unspektakulär. Amerikanische Highways eben. Easy-peasy. Wir entscheiden stündlich um, wo sie enden soll. Irgendwann wird es dunkel und wir fahren gerade auf Sea Isle City zu. Nur mal gucken. Es ist ganz klar keine Saison mehr, überall wurden die Bürgersteige schon hochgeklappt. Avalon, das direkt dahinter folgt, macht uns regelrecht Angst. Teuerste Bauten, eins schicker als das andere, alle dunkel und unbewohnt. Kein Hotel, kein Motel, kein Restaurant. Fühle mich wie in Maximilian Buddenbohms Travemünde im Winter. Wo können wir hier bloß bleiben?
Und dann, kurz vor Stone Harbor, endlich Licht. Eine Kreuzung mit Läden, ein paar Motels, Leben, Zivilisation. Wir steigen im Desert Sand Motel ab. Die Frau an der Rezeption zeigt uns das Zimmer. Ebenerdig, Parkplatz direkt vor der Tür, zwei Queen Size Betten, Badezimmer mit Wanne. Dibbs. Wir buchen eine Nacht, am nächsten Morgen wollen wir die Fähre von Cape May nach Lewes fahren. Dort weitermachen, wo wir vor drei Jahren aufgehört haben.
Auf der Straße nach Süden (gern geschehen).
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