Hurghada also. Lange hat’s gedauert, bis wir uns entschieden haben, wo es wirklich hingehen soll.
Rotes Meer war klar, wir suchten nach guten Hotels mit Tauchbasis, beides mit guten Bewertungen. Auch wenn man auf die Bewertungen heutzutage nicht mehr so viel wie früher geben kann, so kann man durchaus noch erkennen, wann es sich um gekaufte und demnach fake Bewertungen handelt. So viel Interneterfahrung bringen wir dann doch noch mit.
Die Suche zog sich bis in den Freitagvormittag hinein, wir saßen schon auf gepackten Koffern und die Auscheckuhr tickte, da endlich konnten wir buchen. Ein Lob aufs mitgebrachte Netbook und das Hotel-WLAN.
Das Steigenberger Al Dau Beach Hotel. Länger geht ein Hotelname fast nicht mehr. Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es noch zwei davon: das Al Dau Club und das Al Dau Resort. Der Taxifahrer am Flughafen will uns 15 Dollar für die 5-minütige Fahrt abluchsen, wir handeln ihn mit drastischen Mitteln auf 80 Pfund runter, aber selbst bei Ankunft am Hotel versucht er, uns noch den ursprünglichen Preis abzunehmen. “Ticket control, twenty pound” sagt er immer wieder. Keine Ahnung, wovon er redet, uns hat niemand unterwegs angehalten, und ES SIND VERDAMMT NOCH MAL NUR 6 KILOMETER VOM FLUGHAFEN BIS HIERHER! Verarschen lassen wir uns nicht nur bedingt.
Zur Begrüßung gibt’s ein Gläschen Karkadé, dem ägyptschen Nationalgetränk. Kalt und gesüßt hinterlässt es eine schöne rote Spur im Glas, die nach unten immer stärker wird. Schöner Photoshop-Verlauf. Für diejenigen unter der werten Leserschaft, die nicht wissen, was das ist: banaler Hagebutten-(sie sagen hier Malven-)Tee, der kalt oder warm und meistens gesüßt serviert wird.
Der Name Al Dau (wir scherzen “dümmster anzunehmender Urlauber”) kommt von der arabischen Dau, ein Küstensegelschiff, von dem ein Holzmodell gleich in der Hotellobby thront und als Logo überall anzutreffen ist.
Die Anlage ist riesengroß, verfügt laut eigenen Angaben im Werbeprospekt über den größten Pool in ganz Hurghada mit 5000 Kubikmetern, einer schönen Garten- und Poollandschaft inklusive Lazy River, einem gewundenen Kanal, auf dem man sich mit riesigen Reifen langsam um die Sonnenanbeter treiben lassen kann. Es gibt sogar einen Fahrradverleih, wir überlegen, das Angebot irgendwann mal in Anspruch zu nehmen und damit downtown zu fahren. Denn, klar, wir sind ein wenig abseits vom Zentrum des neuen Hurghada, da wo die Luzi abgeht. Das ist 5 km entfernt.
Apropos 5 km: eine Fahrt dorthin – wir fragen nach – kostet 30 bis 50 Pfund. Pft, Taxifahrer, Ticket control my ass.
Wir haben nur Ü/F gebucht. Deshalb müssen wir täglich zusehen, wann und vor allem wo wir mittags und zum Abend essen. Es gibt eine Reihe von Restaurants auf dem Gelände, eins doller als das andere, tägliche Entscheidungsk(r)ämpfe sind also vorprogrammiert. Am ersten Tag knabbern wir uhrzeitbedingt an der Poolbar an einem SteigenBurger und einem Mezzeh-Teller, der leider nicht im Geringsten an die Mezzeh im Taboula in Kairo erinnert.
Zwei Tage lang überlegen wir, ob wir das WLAN-Package kaufen, und wenn ja, welches. Selbstverständlich ist WLAN hier nicht kostenlos, warum auch? Die relativ günstigen Zimmerpreise (80 €) werden durch etliche Extras wieder wettgemacht. WLAN kostet – vorausgesetzt, du bist kein VIP und kommst (immerhin) auch nicht zum wiederholten Mal – 350 Pfund die Woche. Für zwei Wochen gibt es ein Package von 650 Pfund. Ach ja, 80 ägyptische Pfund sind 1 Euro. Am zweiten oder dritten Tag entscheiden wir, dass wir nicht ohne Internet sein wollen und buchen das zwei-Wochen-Package, auch wenn wir keine vollen zwei Wochen hier sein werden. Manmanman.
Der Strand ist wunderschön – aber nicht zum Schwimmen geeignet. Auch nicht zum Planschen, wenn man’s genau nimmt. Die Portion Meer, die sie für die Hotelgäste abgetrennt haben, ist zwar eine Wohltat fürs Auge, aber bis zum Ende nicht wirklich tiefer als knie- bzw. taillentief, je nach dem, wen man als Maß nimmt. Ich bin die Taille. Aber sie haben wirklich tolle Windschutzparavans, die sie vor den Liegen aufspannen. Hier ist’s nämlich verdammt windig, in Hamburg herrscht Flaute dagegen.
Ich mag die Poollandschaft. Kein lieblos dahingeklatsches Rechteck, sondern ein sich windendes, mäanderndes Grün-Blau, das sich wunderbar ins Hellbeige der Bodenfliesen integriert und – vor allem bei der bestimmt nicht höher als 60% liegenden Belegung – dafür sorgt, dass die Gäste sich gut verteilen können. Ein Teil des Pools ist beheizt, das ist der direkt vor meinen Augen. Dort tummeln sich die Kinder und das Water Gym findet statt. Was mich daran erinnert: ich wollte heute dran teilnehmen, darf ich nicht vergessen. Der Rest des Pools liegt momentan ziemlich leer mit seinen knapp 18 Grad. Das Meer ist ein bisschen wärmer: 20 Grad. ‘n büschn kalt, würd ich sagen, selbst für Ost- und Nordseegewöhnte.
Bisher angetroffene Nationalitäten: Deutsche und Russen galore, vereinzelt ein bisschen Französisch und Englisch. Keine Italiener, keine Spanier. Ob die zu anderen Zeiten herkommen? Und dann sprach gestern eine Frau mit ihrer kleinen Tochter etwas, das ich ums Verrecken nicht einordnen konnte. Immerhin dachte ich irgendwann an etwas Slawisches – es ging ums Wasser, “voda”. Auf Nachfrage bekam ich die Antwort: slowenisch. Ich glaub, diese Sprache habe ich noch nie gehört. Unglaublich.
So, der Mann mit der Riesenbox ist am Pool. Bis später.
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* Der Bootssteg aus dem Titel soll darauf andeuten, dass sich der Name der Stadt, Hurghada also, aus dem ägyptischen Wort für Bootssteg ableitet. Früher, da war hier nämlich nichts. Außer vielleicht dem Namensgeber.
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