Ich habe in meinem Leben nie Wein getrunken.
Also jetzt nicht nie-nie, aber eher nicht. Ich bin eher Biertrinker. Oder harte Sachen, die gehen auch gut. Aber Wein… bof, das war immer so ‘ne Sache.
Ist wie Kino vs. Theater. Beim Theater muss man immer so viel wissen vorher, Kino geht einfach spontan, reingehen, gucken, feddich.
Ich sach immer: “Was auch immer man mir vor die Nase stellt, ich trink das weg wie Saft.” Dann hab ich logischerweise lieber Sachen im Glas, die nicht so viel Prozente haben, ist klar. Sonst kann man mich binnen kurzer Zeit vom Sitz kratzen. Also kein Wein.
So war das bisher immer. Und dann kam mir Italien dazwischen. Als wir nach dem Cilento-Trip wieder nach Hamburg kamen, wollten wir diesen Urlaub noch nicht beendet wissen und gingen in unser zweites Zuhause, ins Kalliopea. Dort, italienisiert und foodgeflasht, bestellte ich mir Miesmuscheln in Weißweinsoße und der Mann irgendwas mit Fleisch, hab vergessen was. Und dann kam die obligatorische Frage “Was trinkt ihr?” Normalerweise ist die Antwort auf diese Frage immer Rhabarbersaftschorle für mich und naturtrübe Apfelschorle für den Mann. Und irgendwann Bier. Aber an dem Abend hörte Kalli folgende Worte: “Wir haben jetzt in Italien eine Woche lang Wein getrunken, wir wollen genau so weitermachen.”
Kalli schaute uns kurz ungläubig an, rief dann aus “Ich glaub das ja nicht! Ina trinkt Wein!” und befahl uns dann, passend zu unserem Essen, den weißen Moshofilero und den roten Agiorgitiko. Das lässt sich im Nachhinein immer leicht sagen, aber die hatten wir auch selbst im Kopf gehabt, so ist das ja nun nicht.
Ich wusste nie viel von Weinen. Außer vielleicht der Farbe. Und dass meine Eltern definitiv zu süßen Wein trinken, wenn sie überhaupt mal welchen trinken. Aber ansonsten… Ich erinnere mich, dass ich in Cilento mit Nata, Marco und Thorsten ein Gespräch über Wein hatte. Thorsten mit seinem eigenen Anbau, Nata mit ihrer Weingeschichte, Marco als Kenner… ich fühlte mich wie der letzte Depp, dem man so banale Dinge erklären muss wie “dies ist ein Wein, das trinkt man aus Gläsern…” Ich erzählte ihnen, dass ich vom Wein keinerlei Ahnung habe und deswegen keinen trinke, aber da fielen sie alle über mich her und meinten, es spielt keine Rolle, ob man was weiß oder nicht, Hauptsache ist doch, ob’s einem schmeckt oder nicht.
Hmm… Weiß ich, ob mir ein Wein schmeckt oder nicht? Ich denke schon, dachte ich dann. Ausprobieren.
Seitdem habe ich jede Menge Wein gekauft, bestellt und getrunken und einiges verstanden. Zum Beispiel dass Wein durchaus mehr als “halt nach Wein” schmecken und ergo lecker sein kann. Dass er, einmal geöffnet, erstmal atmen muss, am besten in einer Karaffe. Dass die meisten Menschen Rotwein immer viel zu warm trinken, da die Empfehlung, ihn bei “Zimmertemperatur” zu trinken, aus Zeiten stammt, als die Zimmer noch nicht so überheizt waren wie unsere heute und tatsächlich 18° maßen, man ihn also auch ein wenig kühlen muss. Dass ein und dieselbe Rebe in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich schmeckt, da die Trauben unterschiedliche Mengen von Sonnenlicht abbekommen haben. Dass zwar der Preis nicht entscheidend ist, aber teure Weine wie der Barolo durchaus ihren Wert haben.
Diesen Text begleitet nun ein Primitivo, der, wie ich heute erfahren durfte, die italienische Version von Zinfandel ist (ja, von dem habe ich schonmal was gehört). Es ist der zweite Primitivo, den ich trinke. Der erste war “halt ein Wein”, dieser hier ist mhmmmm… Bio obendrein. Hab ich bei Gut Wulksfelde bestellt, zusammen mit meiner ersten Biokiste.
I think this is the beginning of a wonderful friendship.
Jamie
@Nata: Beim nächsten Treffen dann ein feines Gläschen?
Jamie
@Melly: Klingt gut, zu Jacques wollte ich immer schon mal hin. Oder zumindest… ist der für mich noch Terra Inkognita ;-)
nata
Super, ich bin begeistert!
Melly
Na wer sagt’s denn. Ina wird zur Weintrinkerin :-). Für französiche Tropfen weißt Du ja, wen Du fragen musst. Leider habe ich neulich, aus Versehen, den guten St.Emilion (sogar ein Ch