Einmal gekostet, für immer gefangen. Jedenfalls war das Kind nun in den Brunnen gefallen. Ich mörsere, also bin ich.
Ein paar Tage später fiel mir bei Rewe ein großer, robuster Mörser aus Granit vor den Einkaufskorb. Eine einzige Synapse zuckte. Die, die das Wort “sparen” auf der Stirn gemeißelt hat. Ich schaute sie nur kurz an, hob die Augenbraue und den Mörser aus dem Regal und ging schnurstracks zur Kasse. Granit, höhö, der ist nicht nur größer, sondern auch rauer als der aus Porzellan. Ich sah schon die Basilikumblätter sich quasi von alleine zersetzen, bloß beim Anblick des imposanten Mörsers. Pestos! Marinaden! Gewürzmischungen! Alles meins.
Und dann kaufte ich mir beim Türken eine Tonne Petersilie. Glatt, versteht sich, die krause taugt nur als Deko. Fragt mich nicht, warum. Ich wollte damit irgendwas machen. Vielleicht hab ich das sogar, ich erinner mich nicht. Jedenfalls ist da noch eine ganze Tüte im Kühlschrank. Hält sich erstaunlich lange, das Zeug.
Aber was macht man mit so viel Petersilie? Ich kaute lange an dieser Frage rum. Und plötzlich fiel es mir ein: Chimichurri! Das goldene Vlies der argentinischen Küche! Die südamerikanische Götterspeise! Die “grüne Sauce” sine qua non! Jaaaaaaaaa!
Es gibt Chimichurri-Rezepte noch und nöcher im Netz aller Möglichkeiten. Die Kunst ist Aber das eine, das ich so liebe, spuckt es nicht raus: die grüne Sauce aus dem Arizona Steak House in Winterhude. Wer da noch nicht war – los, hin. Ich weiß gar nicht, ob das, was sie dort zum Fleisch reichen, überhaupt Chimichurri ist. Irgendwo hab ich gelesen, dass Chef Memo die Sauce selbst kreiert hat. Nun ja.
Nachdem ich das Orakel erfolglos befragt hatte, fand ich ein einfaches, lecker klingendes und als “best ever” gekennzeichnetes Rezept und machte mich an die Arbeit.
History repeats itself. An dieser Stelle könnte ich beschreiben, wie ich mit dem neuen Mörser nun die Petersilie, das Basilikum und den Koriander zerrieben, wie ich eine Knoblauchzehe in Stückchen hinzugefügt und diese dann mit dem Stößel zerquetscht, wie ich dann Reisessig, Kreuzkümmel, Cayennepfeffer, Salz und Pfeffer mitgemörsert und anschließend Olivenöl und Zitronensaft draufgeträufelt habe. Aber ich tu’s nicht. Ich erzähle bloß, dass mir die Mischung, durch das Olivenöl schon recht feucht geworden, einmal ins Auge spritzte, was einerseits zum Brennen desselben, aber auch zum Lachen meinerseits führte. Und dass ich zwischendurch überlegte, statt des Mörsers doch lieber den Standmixer zu benutzen, aber angesichts der kleinen Menge von diesem Vorhaben abließ. Und dass anderthalb Knoblauchzehen bei gerade mal jeweils einer Handvoll von den grünen Blättern doch etwas zu viel ist. Aber hey, Babykrankheiten. Wer erwartet schon beim ersten Mal Perfektion?
Nun habe ich im Kühlschrank etwas, das wunderschön grün leuchtet und himmlisch schmeckt.
Eigentlich wollte ich den Mann heute mit einem guten Steak überraschen, aber er ist mit den Jungs an der Elbe. Nun, Pech gehabt, mein Lieber. *direkt aus dem Glas löffel*
Sannie
“Ein Löffel verlängert Leben um ein Jahr!”