Neulich musste ich mal wieder eine nächtliche Fernsehsession einlegen. Ich war in eine Kochsendung gestolpert und kam nicht mehr weg. Serviert wurde unter anderem Jamie Oliver in Venedig.
Dort besucht er das Frauengefängnis und dessen großen Gemüsegarten. Während seine Begleiterin Dinge in den Korb legt, die sie zuvor aus der Erde gegraben hat, kristallisiert sich in seinem Kopf schon das Gericht, das er daraus zu basteln gedenkt. “I think, I’m gonna do a minestrone.” Well baby, do so.
Ich habe zwar ein selbst zusammengeschustertes Minestrone-Rezept, auf das ich gerne zurückgreife, wenn’s draußen kalt und ungemütlich ist, aber neue Varianten sind mir immer willkommen.
Jamie schnippelt und schneidet in Scheibchen, dünstet an, bruzzelt und mischt – das alles kenn ich schon. Schließlich ist eine Minestrone, genau wie eine Pizza oder eine Paella, meiner Meinung nach nichts anderes als eine Art Restegericht: der Kühlschrank beherbergt diverse Reste von gestern oder letzter Woche, im Vorratsschrank hast du noch das eine oder andere Leckerchen – also rein damit. Aber was mich am meisten an dieser Episode fasziniert, ist, dass er, während die Minestrone vor sich hinköchelt, einen uralt aussehenden Mörser rausholt und darin Pesto fabriziert.
Wann immer ich an Pesto denke, fallen mir die Mittagessen in der Abendblatt-Kantine ein: Riesenportionen, begleitet vom ewiggleichen gelangweilten Singsang des Kochs — “Parmesan und Pinienkerne?” —, die anschließend ein stundenlanges Fresskoma nach sich zogen. Selbst gemacht habe ich noch nie welches. Schulterzucken. Warum auch?
Nun aber sehe ich Jamie Oliver, wie er eine Handvoll Basilikumblätter ohne viel Aufhebens von den Stängeln rupft, in den grauen Steintopf gibt und sie anschließend mit dem Stößel traktiert. Es folgen eine Handvoll Pinienkerne und frisch geriebener Parmesan, eine Prise Knoblauch, dann Olivenöl – fertig ist das Pesto. Und das Ganze hat vielleicht eine Minute gedauert. Ich sabbere und beschließe, morgen auch ein Pesto zu machen. Einen Mörser habe ich, auch wenn ich ihn bislang vielleicht drei Mal benutzt habe.
Gesagt, getan. Am nächsten Morgen sitze ich mit dampfendem Kaffee vor YouTube und suche die Folge. Ich finde sie nur auf Spanisch, aber egal, kann ich doch. Lustig, wie sich die Sprachen in dem Video vermischen. Und ich muss schon wieder sabbern. Eine Minestrone muss dringend her! Mit Pesto!
Als ich mich endlich an die Minestrone mache, bin ich freudig erregt. Gemüse schnippeln, ein-zwei Stücke geräucherten Bauchspeck mit reinschmuggeln, Brühe vorbereiten (ich habe sogar Erbsen!). Die Suppe kocht, ich hole den kleinen weißen Porzellanmörser aus dem Regal. Na Kleiner, hast nicht gedacht, dass du mal wieder benutzt wirst, hm?
Anfangs geht es ein bisschen schwer, ich muss mich erst daran gewöhnen, wie es ist, rutschende Blätter zu zermahlen, aber mit der Zeit bekomme ich nicht nur Muckis, sondern auch die Handhabung in den Griff. Yeah! Nun die Pinienkerne, die kleinen teuren Scheißerchen. Hätte ich sie zuerst anrösten sollen? Hmm, Jamie hat das auch nicht gemacht, auch wenn ich das hier und da gelesen habe. Egal, es ist das erste Mal. Wer wird denn schon Perfektion erwarten?
Ich reibe eine halbe Knoblauchzehe mit rein. Bloß nicht zuviel, Knofi ist ja gern mal überdominant. Der Parmesan macht, dass die leuchtend-grüne Pampe etwas fester wird. Und heller. Hihi, es sieht toll aus. Nun Olivenöl, das macht das Ganze smooth. Ich probiere. Irgendwas fehlt. Ich entscheide mich für eine Prise Salz. Und noch etwas mehr Öl und Parmesan.
Und plötzlich ist mein erstes selbstgemachtes Pesto fertig. Und es sieht nicht nur großartig aus, es schmeckt bombig. Boah, ich leg mich gleich rein! Kann nun der Mann bitte schnell heimkommen, damit wir diese bombastische Minestrone mit eigenem Pesto endlich essen können?
eike
dazu noch nen Spritzer Limetten-Saft und -Schale, dann hat’s nochmal nen anderen Pfiff :)
Julia
Jetzt hast du mich aber heiß gemacht! Muss ich unbedingt ausprobieren. Habe mich vorher immer geniert.