Little differences

Amerikaner. “What’s life like in Germany?” fragen sie mich, und ich möchte ihnen aus Pulp Fiction zitieren: “You know what the funniest thing about Europe is? It’s the little differences. I mean, they got the same shit over there that we got here, but it’s just… it’s just, there it’s a little different.”

Genauso ist es. Ein zivilisiertes, ich möchte fast sagen europäisches Land mit einem westlichen Wertesystem wie wir es hier auch kennen, einem ähnlichen Klima und auch ähnlichen Gepflogenheiten. Man muss vor der Anreise keine langen “Culture Shock”-Bücher lesen, sich nicht in Internetforen über dortige do’s and don’ts austauschen. Ein bisschen Englisch reicht, im Zweifel werden die Amerikaner den deutschen Akzent sogar niedlich finden. Man muss nicht einmal ein Visum beantragen oder sich impfen lassen.

Und dennoch ist alles ein bisschen anders. Wie ein Gemälde, bei dem der Himmel ein kleines bisschen blauer ist. Oder ein Film, den man gut kennt, bei dem die Tonspur ein wenig off-sync ist. Nicht doll, nur ein bisschen.

Was ich an Amerika mag

• wie wunderbar einfach es ist, dort Urlaub zu machen: Flieger besteigen, Auto mieten und los
• dass Mietwagen Automatikgetriebe haben (wozu brauchte man nochmal das Schaltungsgedöns?)
• Highways (wunderbar diese gerade Schnüre durch die Landschaft. Hach, das könnte ich mir STUN-DEN-LANG angucken! Und darauf fahren, versteht sich.)
• die Weite (das Auge ruht, das Herz freut sich)
• Lebensmittelläden, die 24 Stunden aufhaben (nieder mit den unsinnigen Ladenschlussgesetzen!)
• die Menschen (wenn man sich die Mühe macht, sich mit ihnen zu unterhalten, kommen da ganz wunderbare, unvergessene Gespräche bei rum)
• die Landschaft (das Bisschen, das ich bisher gesehen habe, ist wunderschön. Wie kann man das nicht lieben? Diese Farben, diese Kontraste, die schiere Größe, die durch Jahrtausende alte geologische Begebenheiten entstandenen Formen, ob Canyon, Berg und Tal oder See… Und nach jeder Straßenbiegung eine Überraschung. Großartig!)

Was ich an Amerika weniger mag

• viel zu weiches Wasser aus dem Hahn, weswegen man die Seife an den Händen ganz schwer wieder abkriegt
• schätzen müssen, wieviel man tanken wird, weil man im voraus bezahlen muss und man keine PIN für die Kreditkarte hat
• diese unsinnige Angst vor Fett, dafür aber alles übersüß, vor allem beim Frühstück (nur Waffeln mit Ahornsirup, bowl of cereals, Marmeladen; kein Bacon, kein Ei, kein Aufschnitt, nichts Frisches wie Tomate oder Gurke)
• überhaupt das Essen: viel zu viele Kohlenhydrate und keine Ahnung von gutem Essen
• unsinnige Sanitärkonstruktionen, die mich jedes Mal die Augen rollen lassen:
  • Waschbecken (man kleckert alles voll, weil die Dinger zu weit von einem selbst und vom Wasserhahn gebaut sind)
  • Wasserhähne (von wegen Einhandhebelmischer: entweder zu heiß oder zu kalt, Mitte meist nicht auffindbar)
  • Duschen (fest an der Wand und nicht abnehmbar, Wasserstrahlen sind bereits kilometerweit auseinandergedriftet, bevor sie unten ankommen)
  • automatische Klospülungen, die angehen, sobald man sein Gewicht auf der Schüssel geshiftet hat (sind die eigentlich zu faul, selbst auf den Knopf zu drücken?)
• Klopapier (viel zu dünn, reißt nicht bei der Perforation ab, sondern sonstwo, und auch das nur sehr ungern)
• die viel zu knappe Beschilderung bei Highways (“DAS wäre Ihre Ausfahrt gewesen!”)

Ach ja, und Kaffee können sie irgendwie auch nicht. Diese Plörre, die seit Stunden warmgehalten wird… *spei*

Aber es ist ein wunderbares Urlaubsland, das ich nicht missen möchte. Ich werde auch das nächste Mal wieder sehr gern hinfliegen. Uns fehlen noch so einige Staaten. Ich freu mich schon drauf.