Da habe ich mich also eingeklinkt, bei den zwei Verrückten Isa und Adelhaid, die “nur zum Arbeiten” da sind. Klar.
Was soll man auch sonst machen auf Deutschlands einziger Hochseeinsel, wie die freundliche Stimme an Bord des Katamarans jedem erzählt, der bereit ist zuzuhören? Wo dazu noch das Wetter sich von seiner Schokoladenseite zeigt, nachdem der Sommer ja schon an uns vorbei ist, ohne uns eines Blickes zu würdigen.
Also fasse ich Samstag Abend den spontanen Entschluss und den Rucksack, packe letzteren, gebe per Tweet Bescheid und begebe mich alsbald ins Bett, da der Katamaran am nächsten Morgen um Punkt neun den Hamburger Hafen verlässt. Die beiden Hühner erwarten mich um 12:45 Uhr am Südhafen und albern mit ihren Fotoapparaten rum, als ich die Gangway absteige. Braungebrannt sind sie und sehen nicht nur sehr erholt sondern auch sehr leicht bekleidet aus. Ich habe auf dem Schiff gefroren, was vielleicht an der fiesest eingestellten Klimaanlage aber wahrscheinlicher am Schlafmangel gelegen haben dürfte. Sechseinhalb Stunden Schlaf sind halt nicht so meins.
OK, also gleich mal im Hotel alles Überflüssige ausgezogen, nur den Pflaumenkuchen und die Kamera in den Rucksack geworfen und ab geht’s, wir wollen nämlich um 13:45 Uhr die Inselrundfahrt mit dem Börteboot machen. Als wir jedoch am Anleger ankommen, sehen wir gerade noch das Heck des Bootes davonschwinden und uns wird erklärt, dass das Boot bereits voll war und deshalb schon abgelegt ist. Ja, obwohl es erst halb ist. Was soll es denn sinnlos hier rumstehen, wenn’s eh voll ist? Nun gut, um zehn nach fünf sollen wir wiederkommen und es nochmal versuchen.
Dann eben keine Inselrundfahrt, dann fahren wir eben rüber zur Düne und treffen uns nachher am Dünenrestaurant mit Iris, die sich noch spontaner als ich angemeldet hat und direkt einfliegen wird. Sobald wir vom Boot sind, fliegen die Stiefel von den Füßen und die Hosen werden hochgekrempelt. Wir laufen an träge am Strand liegenden Robben vorbei, spüren den feinen Sand unter den Fußsohlen und schwärmen vom Wattwandern. Zum wiederholten Mal stelle ich fest, dass ich diese “Jever-Optik” liebe, diese grasbewachsenen Sanddünen und den hellblauen Himmel, dazu noch den rot-weiß gestreiften Leuchtturm. Norddeutsch eben. Da wo’s schön ist, sagt Isa.
Adelhaid führt uns über gefühlt kilometerlange Steinbänke, die unseren Mädchenfüßen wehtun (“Das ist soooo gut für die Füße!”), in eine geschützte Ecke, wo wir uns zwischen Felsen niederlassen und den Kuchen auspacken. Eine freche Möwe will auch was abhaben, lässt sich aber ohne Protest von mir verscheuchen, noch bevor Adelhaid ein Foto von ihr machen kann.
Hach, wat is dat scheun… Wir essen und lachen und genießen und machen Fotos und uns später auf den Weg zum Dünenrestaurant, wo wir uns dann das erste Bier bestellen. Beziehungsweise ich einen Tee, da mich seit Tagen eine Erkältung nervt und jetzt auch noch Husten. Irgendwann kommt Iris über den Sand gestakselt und wir sitzen stundenlang auf der sonnenbeschienenen Terrasse und trinken dies und das und reden über Möpse und übers Übersetzen (was sagen Bauarbeiter eigentlich so, wenn sie eine hübsche Frau sehen? “Schmucke Hecke” oder “süßer Käfer”? Oder gar, pars pro toto, “Titten”?), lachen und frieren irgendwann ein klein wenig und ziehen uns Dinge an, die wir mithaben, und beschließen dann einfach mal wieder zurück zu gehen und was zu essen.
Wir beenden den Abend ohne Iris bei Isa im Zimmer, wo wir uns eine giftgrüne Anti-Stress-Maske ins Gesicht schmieren und uns dann über die trocknende, auf Tastaturen und T-Shirts bröckelnde Masse fast kaputtlachen. Die beiden arbeiten tatsächlich, und zwar hochkonzentriert, können es sich dennoch nicht nehmen lassen, zwischendurch einen dummen Spruch zu bringen oder zu twittern, so dass wir am Ende wie Teenager kichern und lachen und uns die Bäuche halten müssen.
Am nächsten Morgen sitzen die zwei schon am Frühstückstisch, als ich heiser runterkomme, um kurz vor Ende der Frühstückszeit noch wenigstens einen Kaffee und eine Scheibe Brot mit Rührei zu mir zu nehmen. Es ist wieder nicht genug Schlaf gewesen, aber wenn ich einmal wach bin, geht’s. Wir versammeln uns wieder in Isas Zimmer und… arbeiten. Zumindest die zwei, denn ich habe ja keinen Laptop dabei. Irgendwann klopft es an der Tür, es ist Iris, die Hunger hat und mit uns ins Falm Café will, da es dort WLAN geben soll.
Was dann folgt, ist eine Aneinanderreihung von Dingen, die man sich nicht gern im Kalender anstreicht: mein Knie, das sich plötzlich auf der Treppe verabschiedet, meine daraus resultierende eingeschränkte Mobilität, das fehlende WLAN im Falm Café, die wegen zu starken Windes abgesagte Inselrundfahrt, die Scheißkälte auf dem Schiff, die mich alles anziehen lässt was ich dabei habe, eine Schifffahrt, die nicht enden will, und meine immer schlechter werdende Laune. Am Ende ist der Mann da und wartet auf mich an den Landungsbrücken und ich freue mich nur noch, endlich nach Hause zu kommen. Und hier ist dann das Klopapier alle.
War trotzdem schön. Und ich hab sogar ein paar Fotos gemacht.
Isabo
Hach!