Ich backe ein Brot. Eigentlich sind es mehrere, denn das Rezept will 1250 Gramm Mehl, aber das hätte ich mal vorher wissen sollen.
Krueps hatte mir das Rezept verraten, spät in der Nacht in der WG-Küche bei Bowle und Gin, während wir unseren mitternächtlichen Hunger mit Scheiben ebenjenes Brotes stillten. Ich hackte das von ihm Gesagte in mein Smartphone. Erstaunlich fehlerfrei angesichts der Menge an Alkoholischem, das wir den Tag über genossen hatten.
1250 Gramm. Ich hätte stutzig werden sollen.
“Teig im Kühlschrank 24 Stunden gehen lassen.” Nach einer Stunde werde ich neugierig. Als ich den Kühlschrank öffne, entfährt mir ein spitzer Schrei. Der eh schon große Teigblob hat sich gefühlt verfünffacht und quillt nun aus der Schüssel, ungeachtet der Tatsache, dass die eigentlich einen fest aufgedrückten Deckel hat. Hatte har har.
Uaaaahhh! Ich schicke Krueps ein Bild mit den Worten “Hilfe!” Er lacht. Mich aus? “Ja, normal” ist seine lapidare Antwort, und dass ich den Teig gehen lassen soll. Er hätte mir schließlich gesagt, “dass es viel Teig ist”. Ich kann mich nicht erinnern. “Zweieinhalb Brote” fügt er noch hinzu.
Waaaaas? Wie soll ich denn bitte zweieinhalb Brote…? Ich hab nicht mal so viele Backformen, geschweige denn Platz im Kühlschrank. Denn mir dünkt, nach 24 Stunden muss ich mir einen neuen kaufen. Kühlschrank, nicht Teig.
Ich beschließe, drei Stockwerke nach unten zu laufen und die Nachbarin um Backformen zu bitten, in Fachkreisen auch “gute Nachbarschaft” genannt. Sie hat nur eine kleine Kastenform, aber ich Fuchs leiere ihr noch zwei Torten- und eine Gugelhupfform aus dem Kreuz. Na ja, immerhin etwas, worin ich das Brot, Verzeihung, DIE Brote backen kann.
Während sie in ihrer Küche sucht, unterhalte ich mich mit ihrem Mann, der seit einigen Jahren das zum Krankenzimmer umfunktionierte Wohnzimmer bewohnt. Immerhin mit Blick auf den Vorgarten. “Brot backen? Lohnt das denn?” Er erzählt mir von einem Bäcker in Wandsbek, bei dem man sein Brot selbst schneidet, und bei dem das leckere Körnerbrot ja so günstig ist. Ich erspare ihm meine Gedanken zu “so günstig” und sage nur “Das macht so viel Spaß!”
Seinem Gesichtsausdruck nach hat er dieses Wort lange nicht mehr gehört.
Micha
Thihihihi den gleichen Spaß hat ich letzten mit einem Teig für Stockbrot. Hab gemeint ich spinne! (und vorher extra noch die doppelte Menge genommen, weils nach so ‘wenig’ aussah.)
Michael
Hmm, das Rezept würde ich ja gerne mal lesen. Und vielleicht in reduzierter Menge nachmachen.