Es gibt Kombinationen, die gehören einfach zusammen: Romeo und Julia, Himmel und Hölle, Rindfleisch und Rotwein. Ich hab gestern eine entdeckt, die mir vorher so nicht bewusst war: Lamm und Minze.
Bei meinem Edeka gibt’s neuerdings (oder vielleicht schon immer, aber was weiß ich schon?) Lammhack. Tiefgefroren freilich, denn sie dürfen kein Frisches verkaufen. Als ich vor einigen Tagen mit dem Mann dort war, hab ich mir vorsorglich zwei Packungen in den Korb gelegt. Wer weiß, wann’s das wieder gibt?
Und dann durfte der Mann sich was wünschen. Er lehnte das Hackbällchen-Ragout mit Kichererbsen in Tomatensauce genauso ab wie den Lammhack-Burger und den Mangold-Lamm-Auflauf. Übrig blieb die Lamm-Bolognese, die ihm große Augen machte.
Ich weiß nicht, ich war nie wirklich ein Bolo-Fan. Klar, ist lecker und wenn man da ne Tonne Parmesan draufstreut, haben die glitschigen Spaghetti auch eine Chance, aber so richtig vom Hocker gerissen hat mich dieses nicht-italienische Fake nie. Deswegen mach ich Spaghetti, Verzeihung: Nudeln Bolognese wenn überhaupt, dann nur dem Mann zuliebe – in der Hoffnung, dass ich ihm beim nächsten Mal wieder was von “meinen” Sachen reindrücken kann. Böse, ich weiß.
Aber wir hatten Lammhack. Und mit Lamm wird eh alles besser. Flugs noch eine Packung Tagliatelle (die guten, mit Bronzeformen, wegen der Saucenhaftigkeit) besorgt und eine Flasche vom guten Roten aus dem Keller hochgeschleppt. Los geht’s.
Tagliatelle mit Lamm-Bolognese (für 2-4 Personen)
Olivenöl
500 Lammhack
2-3 mittlere Möhren
1-2 Selleriestange mit Kraut
1-2 rote Zwiebel
2-3 Knoblauchzehen
2 Gläser guter trockener Rotwein
400 Gramm Tomaten aus der Dose
Kräuter & Gewürze: Oregano, 1 Lorbeerblatt, 1 Zimtstange, 1 Prise Chili, Salz, Pfeffer
Nudeln: Tagliatelle oder was immer ihr wollt und da habt (wer wird schon so päpstlich sein?)
Parmesan (einen halben Kaffeebecher voll)
Butter (ca 2 EL)
frische Minzblätter, gerupft (ca 1 Kaffeebecher voll)
das Kraut vom Sellerie, leicht gehackt oder zerrupft
In einer genügend großen Pfanne etwas Öl erhitzen und darin das Lammhack mit einer Prise Salz für ein paar Minuten braten, bis es durchgehend braun ist. Derweil Karotten, Sellerie (ohne das Kraut) und Zwiebeln fein hacken oder in der Maschine von grob nach fein pulsen. Den Knoblauch pressen.
Das Fleisch mit einer Schöpfkelle aus der Pfanne geben und beiseite stellen. Das Gemüse mit einer Prise Salz in die Pfanne geben und für ein paar Minuten glasig braten. Den gepressten Knoblauch dazugeben und kurz weiter rühren. Mit dem Rotwein ablöschen (und schön den Boden der Pfanne mit dem Holzlöffel schrubben, da stecken die ganzen Aromen drin). Bei kleiner Flamme die Flüssigkeit einkochen lassen. In der Zwischenzeit kann man dann ganz privat den guten Roten reduzieren.
Wenn der Sud zur Hälfte reduziert ist, Tomaten, Oregano, Lorbeer, Zimtstange und Chili dazugeben und 10 Minuten weiterköcheln. Fleisch zurück in die Pfanne geben, alles umrühren und noch weitere 20 bis 30 Minuten simmern lassen. Hier musste ich übrigens alles aus der Pfanne in den großen Topf umschichten, weil der Berg drohte umzukippen. Ist egal, Hauptsache genug Platz zum Rühren.
In der Zwischenzeit einen großen Pott Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Wenn das Wasser kocht, ordentlich salzen (ich erinnere: Meerwasser!). Etwa 10 Minuten vor Fertigwerden der Sauce die Nudeln ins kochende Salzwasser geben und umrühren. Und schön darauf achten, dass die Nudeln nicht verkleben. Aber hey, bitte kein Öl ans Kochwasser, das ist pfui!
Wenn die Pasta al dente ist (meine Tagliatelle brauchten 8 Minuten) aus dem Wasser fischen und tropfend zur Sauce geben (ODER einen halben Kaffeebecher voll Kochwasser zurückbehalten und dann die Pasta abgießen). So oder so landet die Pasta jetzt in der Saucenpfanne. Umrühren, damit die Nudeln sich mit der Sauce vermischen, dann das zurückbehaltene Kochwasser, den Parmesan, die Butter, 2 EL Olivenöl und das Grünzeug (Minze und Selleriekraut) dazugeben und alles ordentlich miteinander vermischen. Sobald die Butter geschmolzen und alles vermischt ist, servieren und genießen.
Hallelujah, DAS ist ne Bolognese, ich sach’s euch! Ich will nie wieder eine andere kochen oder essen. Das Aroma vom Lamm in Kombination mit der Frische der Minze ist göttlich. Und dazu der lange eingekochte Rotwein. Hammer! Ich hatte übrigens eine Mischung aus diesen beiden, weil: der linke ist zwar schon sehr gut, aber der rechte hat noch mehr Schmachtfaktor.
Der Mann, glücklich, zwischen zwei Bissen: “Das ist keine Bolognese, das ist Porn.”
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